De-Be-Lux-Markt

Wie sicher sind die Märkte?

03.09.2019

Made in Germany bedeutet Erfolg. Doch wie lange noch?

Brexit, Handelsbarrieren, zunehmender Protektionismus & Co: geopolitische Ereignisse beeinflussen den deutschen Außenhandel. Mit welchen Strategien begegnet der Mittelstand den aktuellen Herausforderungen? Die Studie "Unternehmerperspektiven" der Commerzbank hat sich dieser und weiteren Fragen angenommen.

Die Welt ist in Bewegung – wirtschaftlich wie politisch. Mittelständische Unternehmen sehen sich auf internationalem Parket mit immer größer werdenden Unsicherheiten konfrontiert. Wie der deutsche Mittelstand aktuell im Außenhandel aufgestellt ist, untersucht die neue Studie der Initiative Unternehmerperspektiven der Commerzbank „Wie sicher sind die Märkte? Risiken managen im internationalen Geschäft“. Im Rahmen der Untersuchung wurden Führungskräfte der ersten Ebene von 2.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens zwei Millionen Euro befragt. “Die Studie wurde für Deutschland erhoben, dennoch sind die Ergebnisse sicher auch für Firmenkunden in Luxemburg und Belgien relevant“, erklärt Martin Keller, Country CEO Belgium & Luxembourg, Commerzbank AG. Eine zentrale Erkenntnis aus der Studie: Der Mittelstand beweist auch in Zeiten wirtschaftspolitischer Turbulenzen, dass er agil und anpassungsfähig ist. Denn die Internationalisierung nimmt nach wie vor einen wichtigen Stellenwert für die Unternehmen ein. Insgesamt 52% der befragten Unternehmen exportieren. Knapp die Hälfte davon verkauft seine Produkte und Dienstleistungen in den Euroraum. Ein Blick auf die vorangegangenen Internationalisierungsstudien der Commerzbank aus den Jahren 2007 und 2013 zeigt, dass der Anteil der exportierenden Unternehmen weitgehend konstant geblieben ist.

Made in Germany als Verkaufsargument

Der deutsche Mittelstand kann besonders mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ im Auslandsgeschäft punkten. Bei der Frage nach den wesentlichen Treibern für die Internationalisierung geben 81% der Unternehmen an, dass deutsche Produkte im Ausland eine hohe Wettbewerbsfähigkeit besitzen. Weitere Treiber sind außerdem die Digitalisierung (78%) sowie günstige finanzielle Rahmenbedingungen (73%). Sie erleichtern den mittelständischen Unternehmen den Aufbau und den Erhalt internationaler Geschäftsbeziehungen. Dabei kommen zum Teil auch neue, digitale Technologien wie Blockchain zum Einsatz.

Wirtschaftspolitische Unruhen sorgen für Planungsunsicherheit

Das aktuell hohe Maß an Unsicherheiten im Außenhandel lässt die Unternehmen jedoch vorsichtig werden. Im deutschen Mittelstand rechnen knapp zwei Drittel in den nächsten zwei Jahren damit, dass es schwerer wird, das Auslandsgeschäft zu planen. 61% gehen zudem von konjunktureller Eintrübung aus. Gründe hierfür sind politische und wirtschaftliche Unsicherheiten: Handelskonflikte (47%), der Brexit (35%) aber auch die Dieselkrise (45%) und der Klimawandel (35%) werden als Themen genannt. Interessant dabei ist, dass sich die politischen Unruhen auch in der Bewertung der Handelspartner niederschlagen: Bisher als verlässlich geltende Nationen büßen durch ihre aktuelle politische Lage an Vertrauen ein und machen Platz für aufstrebende Volkswirtschaften. So sehen mittelständische Unternehmen China aktuell als verlässlicheren Handelspartner als die USA oder Großbritannien (30% versus 17% und 8%).

Strategien im Außenhandel

Die Studie zeigt aber auch: Unternehmen sollten sich nicht von den aktuellen wirtschaftspolitischen Unruhen vom Auslandsgeschäft abhalten lassen. Ein Patentrezept für die Aufnahme internationaler Beziehungen gibt es zwar nicht, vom deutschen Mittelstand lassen sich aber unterschiedliche Strategien ableiten:

  • Expansion: Größere Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 100 Millionen Euro sowie exportstarke Branchen reagieren expansiv auf die unsichere Situation. Sie erschließen neue Auslandsmärkte und verlagern Produktionsstandorte. Neue Märkte liegen für 14% in Übersee wie z. B. in Indien und Nordamerika, 12% planen nach China zu gehen. Gleichzeitig entwickelt der große Mittelstand seine Geschäftsstrategien weiter. Über drei Viertel der befragten Unternehmen verstärken die eigene Innovationstätigkeit und digitalisieren Produkte oder Prozesse.
  • Fokussierung: Kleinere Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 15 Millionen setzen dagegen eher auf Bewährtes und konzentrieren sich auf ihre Kernprodukte (63%). Für 44% steht dabei der EU-Binnenmarkt im Vordergrund.

Gemeinsam stark: Mit der richtigen Unterstützung im Außenhandel

So individuell wie die Herausforderungen im Auslandsgeschäft, sind also auch die strategischen Lösungen. Beim Management möglicher Risiken auf internationaler Bühne stehen den Mittelständlern zudem externe Unterstützer zur Seite. Neben Handelskammern und Verbänden vertrauen die Unternehmen im Auslandsgeschäft auch auf ihre Banken. Diese werden dabei zu viel mehr als nur einem Finanzpartner: Der Mittelstand erwartet operative Unterstützung im Umgang mit Vorschriften. Dazu zählt beispielsweise die Unterstützung bei der kundenorientierten Umsetzung regulatorischer Vorschriften (62%) oder aber die Beurteilung von Risiken internationaler Geschäfte (47%). Gleichzeitig wünschen sich die Unternehmen aber auch verstärkt individuelle Beratung, etwa bei der Entwicklung individueller Lösungen für schwierige Länder (38%) oder bei der Vermittlung von Handelspartnern vor Ort (33%).