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Arbeitsmärkte durch Covid stark getroffen

18.08.2020

Sowohl in Belgien als auch in Luxemburg steigt die Anzahl der Arbeitssuchende an. Die Folgen für den Arbeitsmarkt werden als langfristig eingestuft.

Da sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Coronakrise eingetrübt hat, haben es Arbeitsuchende schwerer einen neuen Arbeitsplatz zu finden und kommen daher langsamer aus der Arbeitslosigkeit heraus. Daraus ergibt sich ein Anstieg der Arbeitssuchenden. Die COVID-19 Krise wirkt sich langfristig auf den Arbeitsmarkt aus.

Belgien: Vergütete Arbeitslosigkeit steigt im Mai 2020 im Jahresvergleich um 16,5%

Für das gesamte Jahr 2020 geht die Belgische Nationalbank (BNB) von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von 21,4% im Vergleich zum Vorjahr aus (-3,8%) und einer Arbeitslosenquote von 7,3% (Vorjahr: 5,4%). Auch ohne eine zweite Ansteckungswelle wird die wirtschaftliche Erholung voraussichtlich nur allmählich erfolgen und bleibt mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Die Belgische Nationalbank und das föderale Planungsbüro rechnen für dieses Jahr mit einem Rückgang des BIP um 9 bis 11%. Die Staatsverschuldung werde erstmals seit drei Jahren wieder ansteigen auf 118% des BIP (2019: 98,7%).

Vorübergehende Arbeitslosigkeit blieb im Mai 2020 auf einem hohen Niveau

Im Mai 2020 erhielten 359.538 vollarbeitslose Arbeitssuchende Leistungen, d.h. 50.959 mehr als im Mai 2019 (+16,5%), das meldete die belgische Amt für Beschäftigung (ONEM). Dies sei das erste Mal seit Juli 2016, dass die arbeitssuchende Bevölkerung auf Jahresbasis bedeutend zunimmt. Sie verteilt sich wie folgt: 327.467 arbeitssuchende Leistungsempfänger wurden auf Basis einer Vollzeitbeschäftigung oder eines Studiums erfasst, 21.633 auf Basis einer freiwilligen Teilzeitbeschäftigung und 10.438 Arbeitssuchende mit einer betrieblichen Beihilfe.

Langfristige Folgen für den Arbeitsmarkt

Die Covid-19-Krise traf die Wirtschaft in beispiellosem Ausmaß. Die Folgen für Unternehmen und Mitarbeiter sind immens. Mehr als eine Million Arbeitnehmer erhielten in Belgien vorübergehend Arbeitslosenunterstützung, das meldete die BNB in einer Pressemitteilung im Juli. Die Mehrheit der Anträge (60 %) kam aus Flandern, der Rest verteilt sich auf Wallonien (23 %) und Brüssel (18 %). Diese regionale Verteilung entspricht im Großen und Ganzen der der Verteilung der Beschäftigung. Junge Menschen, vor allem aber Geringqualifizierte oder Personen am unteren Ende der Lohnskala, waren unter den vorübergehend Arbeitslosen überrepräsentiert.

Erste Hochrechnungen zeigen einen beispiellosen Beschäftigungsschock mit einem geschätzten Rückgang der Beschäftigung ab 2019 um 90.000 bis 110.000 Personen im Jahr 2021, so die BNB. Dies entspricht einem Rückgang der Beschäftigungsquote um 2 Prozentpunkte von 70,5% im Jahr 2019 (20- bis 64-Jährige) auf 68,5% im Jahr 2021. Dies wirke sich auch auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit aus, die bis 2021 um mehr als 140.000 Menschen ansteigen werde, so die BNB. Die Nettoarbeitsplatzschaffung werde 2022 wieder aufgenommen, aber bleibe relativ bescheiden. Bis 2025 würde die Beschäftigung um 97.000 Personen steigen. Davon seien alle Wirtschaftszweige betroffen.

Luxemburg: Zahl der Arbeitsuchenden steigt um 32,2% im Vergleich zum Vorjahr

Am 30. Juni 2020 waren 19.876 gebietsansässige Arbeitsuchende bei der Arbeitsagentur des Großherzogtums gemeldet, berichtete ADEM. Auf ein Jahr gesehen entspricht dies einem Anstieg um 4.839 Personen, beziehungsweise 32,2%. Die vom Statistikamt Luxemburgs (Statec) berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote beträgt 7%. Ende Mai 2020 betrug der Anstieg der Arbeitsuchenden in Luxemburg 33,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im April waren es 31,1% und 17,4% im März 2020. Vor Corona betrug der Anstieg 7,4% (Februar) im Vergleich zum Vorjahresmonat und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag 5,5%. Für das gesamte Jahr 2020 geht Statec von 6,7% aus, im Vergleich zum Vorjahr (5,4%).

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Monat Juni ist in erster Linie auf einen Rückgang der in Anstellung gebrachten Personen zurückzuführen und nicht auf einen Anstieg der Arbeitsuchenden. So meldeten sich im Juni 2020 insgesamt 1.898 gebietsansässige Personen arbeitsuchend. Dies ist ein Rückgang um 2,3% gegenüber Juni 2019. Gleichzeitig sank die Zahl der vermittelten Personen von 2.611 im Juni 2019 auf 1.487 im Juni 2020.

Die Zahl der Arbeitsuchenden, die Arbeitslosengeld beziehen, ist um 3.030 Personen, beziehungsweise 42%, gestiegen und hatte bereits im Mai die 10.000er-Marke überschritten.

Im Juni 2020 wurden der ADEM seitens der Arbeitgeber 3.003 freie Stellen gemeldet. Dies ist ein Rückgang um 16,5% im Vergleich zum Monat Juni 2019. Allerdings wurden im Juni 2020 insgesamt 694 freie Stellen (+30%) mehr gemeldet als noch im Mai 2020.

Gastgewerbe noch immer stark von Kurzarbeit betroffen

Im Juli 2020 beantragten 3.361 Unternehmen Kurzarbeit (Juni: 3.690), um für den Monat August aufgrund der Krise im Zusammenhang mit COVID-19 in den Genuss der bis zum 31. Dezember 2020 geltenden Sonderbestimmungen zu kommen. Das meldete der Konjunkturausschuss des Wirtschaftsministeriums im Juli. Der zuständige Wirtschaftsausschuss bewilligte 3.162 Anträge (3.678), von denen fast 40% aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, dem Tourismus- und Veranstaltungssektor stammten. Die für den Monat August bewilligten Anträge betreffen 25.213 Vollzeitarbeitsplätze gegenüber 25.524 für den Vormonat.

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