Sven Cloth erklärt, warum es trotz Umsatzeinbrüchen keinen Grund zur Verzweiflung gibt und sich auch neue Chancen aus der Krise ergeben.
Das Cloth Kreativbureau in Eupen bietet seit 2011 Dienstleistungen der multimedialen Kommunikation an, angefangen beim Grafikdesign für Werbeflyer über den Druck von Schaufensterwerbung bis hin zur Social Media Kampagne. Doch fallen Werbe- und Marketingbudgets in Krisenzeiten schnell den Sparmaßnahmen zum Opfer.
Inwieweit hat der Lockdown gegen Covid-19 Ihr Geschäft beeinflusst?
Wir haben schon am Anfang der Pandemie schnell gemerkt, dass unsere Partner und Kunden nervös wurden und ihre Budgets einfroren. Dann kam der Lockdown und geplante Projekte sind weggebrochen oder verschoben worden. In den ersten Monaten der Pandemie ist der Umsatz um 30% zurückgegangen. Vielleicht kommt aber noch mehr auf uns zu. Denn auch Aufträge, die bis in den Oktober und November reichten, wurden teilweise abgesagt. Das heisst, Budgets mit denen wir fest gerechnet hatten, sind weggefallen. Dennoch gab es Kunden, deren Aufträge weiterliefen. Und darüber hinaus ergaben sich auch neue Projekte. Wir haben z. B. Kunden, die plötzlich schnell einen Webshop brauchten, obwohl sie vorher noch nie daran gedacht hatten. Unsere Abteilung für Webdesign hatte in der Krise durchgehend zu tun.
Das heißt, Ihre Mitarbeiter waren trotz der Krise voll beschäftigt?
Viele unsere Kunden sind in mehreren Ländern ansässig und wenn das Marketing aus der Zentrale gestoppt wird, dann betrifft das meist auch die Auslandsniederlassungen. Zudem haben wir auch Kunden aus der Gastronomie- oder Tourismusbranche, die bekanntermaßen erheblich vom Lockdown betroffen sind. Wir mussten also auch unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, das kannten wir vorher nicht. Wir haben geschaut, wie wir aus der Corona-Krise heraus erfinderisch werden konnten. Und so kam es zu einem neuen, gemeinsamen Projekt mit der Firma Colop, die einen „Protect Kids Stamp“ auf den Markt gebracht hat, um das Händewaschen für Kinder interessant zu machen und so einen besseren Schutz vor Viren zu erreichen. Der Stempel wird in 80 Ländern verkauft und wir waren am gesamten Projekt intensiv beteiligt, angefangen beim Design der Verpackung und Namensfindung über Fotografie, Videografie, Website, Broschüren bis hin zur B2B und B2C-Kommunikation. Das hat für viel Arbeit gesorgt und brachte auch viel Medienaufmerksamkeit ein. Es war ein wunderbares Projekt, das aus der Krise entstand.
Also war nicht alles schlecht?
Nein! Zum einen haben wir haben die Pause genutzt, um unsere interne Struktur und Arbeitsweise zu verbessern. Wir haben auch noch letzte Feinarbeiten an unserem Firmensitz – eine alte Zwirnerei von 1882 – ausführen können, den wir 2005 als Ruine erworben und rundum saniert hatten. Die Holzbodenversiegelung z. B. ist während eines normalen Geschäftsbetriebs nicht möglich.
Sehen Sie die Krise auch als eine Chance?
Mein Resümee der Krise ist, dass daraus auch immer Chancen entstehen, wenn man nicht aufgibt und weitermacht. Man muss nur immer flexibel bleiben und sich anpassen können. Wir waren zum Beispiel eine der ersten Anbieter von Mundschutzmasken mit Firmenlogo. Wir haben nun auch Plexiglaslösungen für unsere Kunden auf Lager, die dies für ihre Arbeits- oder Geschäftsräume benötigen. Zusammen mit der Wirtschaftsfördergesellschaft der DG haben wir zudem ein Webinar zusammengestellt, bei dem unsere Marketingexperten Ladenbesitzern Tipps gaben, wie sie Artikel online besser verkaufen und präsentieren können. Ausserdem ist ein weiteres Projekt in Planung gegen Corona im Schulwesen.
Welche Maßnahmen haben Sie am Arbeitsplatz bzw. für Ihre Mitarbeiter ergriffen, um sicher in dieser Pandemie zu arbeiten?
Wir arbeiten seit Anfang des Lockdowns mit Homeoffice. Bei der IT-Infrastruktur hatten wir bereits vorher schon gut vorgesorgt und hatten somit keine Probleme, umzustellen. Nur die Anrufzentrale ist im Homeoffice schwieriger zu managen. Unser Produktionsbereich, also die Mitarbeiter an den Druck-, Klebe- oder Schneidemaschinen, arbeitet unter den gegeben Sicherheitsauflagen. Am Empfang im Eingangsbereich haben wir eine Plexiglasscheibe eingezogen.
Wie hat sich die Homeoffice-Regelung auf die Arbeitsweise in Ihrer Kommunikationsagentur ausgewirkt?
Es fehlt ganz klar der Austausch für die Teammitglieder. Die interne Kommunikation ist einfacher, wenn alle im Büro zusammensitzen. Da kann man mal schnell nach einer Meinung zu einem Designentwurf fragen oder auch mal mit den Kollegen einen Vordruck ins Licht halten. Das fällt im Homeoffice natürlich weg. Aber wir haben unsere täglichen Mitarbeiterrunden beibehalten – wenn auch per Videoanruf, um gegenseitig im Gespräch zu bleiben und den Austausch so weit wie möglich zu erleichtern.
Hatten Sie als Unternehmer Probleme mit dem Einund Ausreiseverbot in Belgien?
Für uns hat der Grenzübertritt immer problemlos geklappt, es gab ja Ausnahmen für berufliche Reisen. Aber natürlich waren wir eingeschränkt und haben deshalb für viele Kundentermine auf Videotechnik umgesattelt.
Wird in Zukunft Ihrer Meinung nach mehr digitaler Austausch stattfinden?
Kunden, die sich vorher Geschäftstermine per Videochat nicht vorstellen konnten, sind nun überzeugt von der Technik. Auf der einen Seite vereinfacht es das Arbeiten und wir werden es sicher auch nach Corona für kleinere Absprachen weiterführen. Vorher mussten wir dafür mehrere hundert Kilometer fahren. Aber ich finde auf der anderen Seite, dass es kein vollständiger Ersatz ist für ein Treffen. Das persönliche Gespräch ist im Kundenkontakt unverzichtbar, um die Stimmung und Bedürfnisse einzufangen.
Mussten Sie von staatlichen Hilfsangeboten Gebrauch machen, um die Krise zu bewältigen?
Neben der Kurzarbeit haben wir die einmaligen nicht zurückzahlbaren Subsidien in Anspruch genommen. Das waren 5.000 Euro. Leider kamen diese aber erst zwei Monate nach der Beantragung. Für ein Unternehmen unserer Grössenordnung war das allerdings nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Zum Glück sind wir gut aufgestellt. Wir haben in den letzten Jahren vernünftig gewirtschaftet, was uns etwas Luft verschafft. Die Krise ist noch nicht vorbei.
Hätten Sie sich mehr bzw. andere Hilfsmaßnahmen gewünscht?
Ich kenne Unternehmer in Aachen, die Firmen von der gleichen Grössenordnung führen und das Dreifache erhalten haben. Ich hätte mir in Belgien auch mehr Abstufung zwischen den Unternehmensgrößen gewünscht.
Vielen Dank, Herr Cloth, für das Gespräch.