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US-Zölle: Belgische Zentralbank simuliert Auswirkungen

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Was bedeuten die US-Zölle für die belgische Wirtschaft? Die Zentralbank Belgiens machte eine Analyse.

Concept 3d illustration of a collocated containers as though a computer game due to imports tariffs.
iStock / Marcos Silva

Pharmaindustrie könnte besonders betroffen sein

In einer Pressemitteilung berichtet die Belgischen Nationalbank (BNB), dass mit einem Anteil von etwa 7,6 % an den gesamten Warenexporten sind die USA nach Deutschland, Frankreich und den Niederlanden der viertgrößte Abnehmer belgischer Waren seien. Im Jahr 2024 exportierte Belgien Waren im Wert von 27 Milliarden Euro in die USA, davon mehr als die Hälfte (15 Milliarden Euro) pharmazeutische Güter. Wir exportierten auch Dienstleistungen im Wert von 15 Milliarden Euro in die USA, für die jedoch keine Einfuhrzölle gelten.

In der Vereinbarung vom 21. August ist festgelegt, dass der allgemeine Zollsatz für die Einfuhr europäischer Waren in die USA 15 % betragen soll. Dieser Zollsatz gilt größtenteils auch für die Pharmaindustrie. Generika sind davon ausgenommen, aber der Anteil der Generika an den gesamten belgischen Pharmaexporten ist gering.

Auswirkungen bleiben begrenzt

Die belgische Nationalbank führte verschiedene Simulationen durch, um die Auswirkungen abschätzen zu können und fand heraus: In drei Jahren würde der kumulierte Effekt etwa 0,25 % des belgischen BIP betragen. Davon gehen, laut BNB zwei Drittel auf andere europäische Länder zurück, die ebenfalls die Tarife zahlen müssen und daher weniger Spielraum für die Nachfrage nach belgischen Produkten haben.

Die Auswirkungen sind also eher begrenzt. Auch andere Ökonomen oder Institutionen sehen relativ begrenzte Auswirkungen für Europa. Paul Krugman schrieb beispielsweise: „Es würde wehtun, aber nicht so sehr.“

Das Modell berücksichtigt jedoch keine möglichen Verschiebungen in den globalen Handelsströmen. Dennoch ist es sinnvoll, um die einen Eindruck der „unmittelbaren Auswirkungen” zu bekommen. Der Simulation zufolge brauchen Unternehmen und Verbraucher Zeit, um ihre Preise, Produktions- und Kaufentscheidungen anzupassen. Erst nach zwei bis drei Jahren sind diese vollständig durchgerechnet, wenn der Tarif dann seine volle Wirkung entfaltet.

Belgische Waren nicht so einfach ersetzbar

Die Prognose geht davon aus, dass ein Preisanstieg von 10 % die amerikanische Nachfrage nach belgischen Waren um durchschnittlich 10 % sinken lassen würde. Diese Annahme ist jedoch sehr unsicher. Es handele sich bei diesen 10 % um einen Durchschnittswert.

Bestimmte Waren, wie pharmazeutische Produkte oder belgische Trappistenbiere, lassen sich nämlich nicht so einfach durch die amerikanische Variante ersetzen. Es handelt sich um Produkte, die viel Forschung und Entwicklung oder spezifisches Fachwissen erfordern. Die Kosten für Preissteigerungen bei dieser Art von Waren werden zum größten Teil von den Amerikanern getragen: entweder von den Unternehmen (durch geringere Gewinnspannen der Importeure) oder von den Verbrauchern (durch höhere Preise).

Andererseits kann die Ersetzbarkeit bestimmter Produkte auch größer sein, wobei die Amerikaner eher dazu neigen, belgische Produkte durch amerikanische Varianten zu ersetzen. Wenn der Preis für das durchschnittliche belgische Pils aufgrund von Einfuhrzöllen steige, werden die Amerikaner beispielsweise eher zu Budweiser greifen.

Folgen für europäische Pharmaindustrie

Insgesamt sei es wahrscheinlich, dass Europa potenziell weniger Waren, die leicht ersetzbar sind, exportiert. Die Folge könnte sein, dass Europa möglicherweise andere Exportmärkte sucht oder die Produktion einfach nach Amerika verlagert. Was Letzteres betrifft, habe die BNB bereits im Juni darauf hingewiesen, dass einige Unternehmer aus der Pharmaindustrie angaben, tatsächlich zu erwägen, (einen Teil) ihrer Produktion in die USA zu verlagern. Das sei übrigens genau die Absicht von Trump, so die BNB.

Belgien ist europaweit der wichtigste Standort für die Chemie- und Pharmaindustrie.

Wachstumsprognose nicht wesentlich beeinträchtigt

Vorläufig wächst die belgische Wirtschaft weiterhin robust. In unserer NBB-Frühjahrsprognose hatten wir für das dritte Quartal 2025 ein Wachstum von 0,2 % gegenüber dem Vorquartal prognostiziert, was mit der jüngsten Business Cycle Monitor-Prognose noch leicht auf 0,3 % nach oben korrigiert wurde.

Der Simulation zufolge, die von einem allgemeinen Einfuhrzoll von 10 % für europäische Waren ausgeht (außer Pharma), muss die BNB ihre Einschätzung vorläufig nicht drastisch ändern.

Unsicherheit bleibt trotz Handelsabkommen bestehen

Mit diesem Abkommen sind noch lange nicht alle Unsicherheiten ausgeräumt. So wurden bestimmte Abkommen zwischen den USA und anderen Ländern nachträglich geändert oder nicht umgesetzt. Darüber hinaus enthält das Abkommen einige wichtige Vereinbarungen, von denen noch abzuwarten bleibt, ob die EU sie erfüllen kann. Darüber hinaus erklärte ein US-Bundesberufungsgericht Ende August die meisten Einfuhrzölle für verfassungswidrig. In jedem Fall birgt die Handelspolitik Risiken für europäische und belgische Unternehmen.

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