Das Klimaziel von -90 % bis 2040 drohe mehr Schaden als Nutzen zu bringen
Essenscia, der belgische Verband der chemischen Industrie veröffentlicht eine Pressemitteilung zum jüngsten Beschluss des Rates der EU, ein verbindliches Klimaziel 2040 einzuführen.
Dabei spricht der Verband deutliche Worte: "Ein verbindliches europäisches Klimaziel von -90% bis 2040 sieht auf dem Papier gut aus, ignoriert jedoch die wirtschaftliche Realität und die technologische Machbarkeit." Die Einführung eines neuen Zwischenziels drohe eher zu einer Deindustrialisierung als zu einer Dekarbonisierung zu führen, meint essenscia, der Branchenverband für Chemie und Life Sciences, der die Enthaltung Belgiens bei der Abstimmung am 5.11.2025 begrüßt. „Unsere Unternehmen unterstützen das Endziel der Klimaneutralität voll und ganz und investieren erheblich darin, aber sie brauchen gezielte Unterstützung und den Schutz ihrer internationalen Wettbewerbsposition statt einer vorläufigen und unrealistischen Verschärfung der Spielregeln.“
Der Chemie- und Life-Sciences-Sektor in Belgien hat es geschafft, die Treibhausgasemissionen seit 1995 um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Damit gehört er zu den industriellen Vorreitern in unserem Land. Die Emissionen der Industrie sinken stetig. Insbesondere der Chemiesektor verzeichnet einen rückläufigen Emissionstrend. Auch die Treibhausgasintensität des Sektors nimmt ab.
Eine plötzliche Verschärfung der Klimaziele – die lineare Fortsetzung der gesetzlich festgelegten -55 % im Jahr 2030 bis zur Klimaneutralität im Jahr 2050 würde ein Reduktionsziel von -78 % im Jahr 2040 bedeuten – birgt die Gefahr, den industriellen Wandel eher zu bremsen als zu beschleunigen.
Yves Verschueren, Geschäftsführer von essenscia: „Die chemische Industrie investiert seit Jahrzehnten massiv in die drastische Reduzierung ihrer eigenen Emissionen und liefert die Klimalösungen, die unsere Gesellschaft braucht: von energieeffizientem Wohnen bis hin zu nachhaltiger Mobilität. Mit Elektrifizierung, Wasserstoff, Kohlenstoffspeicherung und chemischem Recycling stehen neue Technologien bevor, mit denen noch mehr Klimagewinne erzielt werden können. Dies erfordert jedoch Zeit und massive Investitionen. Das Endziel der Klimaneutralität nun faktisch um zehn Jahre vorzuziehen, untergräbt den Business Case für den industriellen Wandel in Europa noch mehr. Unrealistische Ziele ohne konkrete Maßnahmen zum Schutz der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie tragen nicht dazu bei, die CO2-Emissionen wirksam zu senken. Dies droht mehr Schaden als Nutzen zu verursachen.”